Was Kinder in der Kindertagesstätte lernen

Vieles von dem, was Kinder in der Kindertagesstätte lernen, tragen sie nicht vorzeigbar in der Hand mit nach Hause. Trotzdem haben sie dort eine Menge erfahren und gelernt – Qualitäten, die stark machen für das Leben.

 

Zwölf Beispiele für Lernerfolge in der Kindertagesstätte, die vielleicht nicht gleich ins Auge springen, dafür Kinder aber umso wirkungsvoller in ihrer Entwicklung unterstützen.

 

Du bist mir wichtig

In der altersgemischten Gruppe erleben sich Kinder mal groß, mal klein, mal stark, mal helfend, mal Hilfe suchend … Solche eigenen Erfahrungen sind die Grundlage für gegenseitiges Verständnis und verantwortliches Handeln.

 

Ich habe Interesse

Kinderfragen werden aufgegriffen. Zusammen macht man sich auf die Suche nach Antworten. Wo Kinder in ihren Interessen ernst genommen werden, entwickeln sie Freude am Lernen und Entdecken.

 

Ich begreife

Kinder lernen ganzheitlich. Sie wollen die Dinge nicht nur anschauen oder darüber reden. Sie wollen sie anfassen, daran riechen, schmecken, befühlen, damit experimentieren. Das ist in der Kindertagesstätte erlaubt und wird gefördert. Sinneswahrnehmungen sind die Grundlage für ein differenziertes Vorstellungs- und Denkvermögen. Deshalb haben Kinder zwar häufig schmutzige Hosen und klebrige Hände, aber nur so machen sie all die Erfahrungen, die sie später einmal in die Lage versetzen, in der Schule mit zu denken und Zusammenhänge gedanklich nachvollziehen zu können.

 

Ich kann etwas

Sich selbst an- und ausziehen - die Schuhe selbst binden - darauf achten, dass der verlorene Hausschuh wieder gefunden wird - das verschüttete Getränk selbst aufwischen. Das sind die kleinen Schritte zur großen Selbstständigkeit.

 

Das will ich wissen

Die Triebfeder zum Lernen ist die Neugier. Und neugierig sind Kinder ganz gewaltig. Dies ist in der Kindertagesstätte erwünscht und wird auch unterstützt.

 

Ich traue mich

Mit dem Messer schneiden, sägen, auf Bäume klettern – Kinder wollen die Dinge „echt" tun und nicht nur im Spiel. In der Kindertagesstätte dürfen Kinder kochen, backen, werken, pflanzen, eigene Ideen verwirklichen …

Zutrauen macht stark und motiviert.

 

Ich habe eine Idee 

Bilder malen, werken, gestalten, musizieren, im Sand spielen, Geschichten spielen und erfinden... Die Kindertagesstätte bietet Zeit, Möglichkeiten und Freiheit für eigene Ausdrucksformen. Dabei entwickeln Kinder Eigeninitiative und Fantasie, verfolgen ihre Ideen, finden eigene Wege und Lösungen, werden erfinderisch und kreativ.

 

Das mache ich gern

Kindertagesstätten Alltag orientiert sich am Bedürfnis der Kinder. Besondere Bedeutung kommt dabei dem Spiel zu. Spielen macht Spaß und was Spaß macht, das machen Kinder mit ganzem Herzen. Zeit zum Spielen ist Zeit, in der Kinder einer Sache mit Konzentration nachgehen und dabei Ausdauer und Durchhaltevermögen entwickeln.

 

Ich gehöre dazu

Mit anderen zusammen sein heißt für Kinder vor allem mit anderen spielen. Gemeinsames Spielinteresse verbindet. Im Spiel planen Kinder miteinander, setzen sich auseinander, lernen sich zu behaupten, finden Kompromisse, schließen Freundschaften …

 

Ich habe was zu sagen

Einen Streit miteinander klären – erzählen, was man erlebt hat – zusammen einen Ausflug planen – nach der eigenen Meinung gefragt werden – sagen können, was man will und was man nicht möchte … Das macht stark. Wer sich sprachlich ausdrücken lernt, kann sich mit anderen verständigen, wird nicht überhört oder übergangen.

 

Ich habe eine Aufgabe

In der Kindertagesstätte übernehmen Kinder Aufgaben in der Gemeinschaft. Den Tisch decken, nach dem Spiel zusammen aufräumen, dem anderen beim Anziehen helfen, im Garten ein Beet anpflanzen und pflegen, sich um ein neues Kind kümmern … In vielen kleinen Handlungen lernen Kinder, Verantwortung füreinander und für eine gemeinsame Sache zu übernehmen.

 

Du wirst mir vertraut

In der Kindertagesstätte treffen Kinder aus verschiedenen Elternhäusern, mit unterschiedlichem familiärem, kulturellem und nationalem Hintergrund zusammen. Was sich gesellschaftlich noch schwierig gestaltet, wird hier „im Kleinen" oft schon selbstverständlich voneinander erfahren und miteinander gelebt.

(aus TPS, Heft 6/98)